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in fremden gärten 

Eine Ausstellung in der _Unterstrichmetzgerei im Rahmen von Kunst heute mit intimen Einblicken in Gedanken- und Gefühlslandschaften durch das Kommunikationsmittel der Floriographie. 

Meine dort ausgestellten lithografischen Arbeiten deuten an, dass Blumen nicht nur Gegenstand der Betrachtung, sondern auch ein Instrument zum Beschreiben des eigenen Weltverhältnis geworden sind. 

Im Folgenden eine Auswahl meiner Arbeiten.

Ich erinnere mich an viele Nachmittage auf der Wiese vor meinem Wohnblock, an denen ich stundenlang mit der Suche nach einem vierblättrigen Kleeblatt beschäftigt war. Und wie unfassbar besonders der Moment dann war, wenn man endlich eins gefunden hatte und ein Stückchen Glück in Form von vier kleinen Blättern in den Händen hielt. Für mich ist der Klee ein Sinnbild der Unbeschwertheit, die diesen Momenten inneliegt.

Inzwischen weiß ich gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal Zeit hatte, mich einfach auf eine Wiese zu legen, um einer - aus heutiger Sicht — beinahe sinnlosen Beschäftigung nachzugehen. Viel zu viel gibt es im Alltag zu erledigen. Verpflichtungen, denen nachgegangen werden muss, Verantwortung, die getragen werden will. Warum fällt es uns so schwer, manchmal einfach nur zu existieren? Keine Musik zu hören, nicht zu lesen oder To-Do-Listen im Kopf durchzugehen und im Kopf schon bei der nächsten Sache zu sein, anstatt im Hier und Jetzt. Selbst im Stillstand ist man immer mit irgendetwas beschäftigt und in den eigenen Gedanken unterwegs.

Jede*r, der*die einen Garten hat, weiß, wie hartnäckig Löwenzahn durch seine Anpassung an unterschiedlichste Standorte sein kann. Wenn ich mich in meinem Garten umschaue, blicke ich in ein Durcheinander von wilden Kräutern und Pflanzen. Zwischen Ackerwinde und Brombeere hat sich ein inzwischen dichter Teppich aus Löwenzahn ausgebreitet. Ganz zum Unmut meiner Nachbar*innen, die, vor meiner Pforte stehend, darüber tuscheln, wie sie dazu stehen. Und sobald ich daran denke, beschleicht mich ein schlechtes Gewissen, denn neben Studium, Arbeit und Alltag blieb einfach nie genug Zeit, um mich auch noch um dieses kleine, gepachtete Stückchen Land zu kümmern und den Löwenzahn zu bändigen. Doch wenn mich im Frühjahr ein Meer aus gelben Blüten anstrahlt, die später zu weichen runden Bällen wechseln, fällt mir wieder ein, wie toll ich das als Kind gefunden hätte. Denn wenn man die Augen schließt und die weißen Schirmflieger anpustet, dann wird der Wunsch, der in der Blume gefangen war, freigesetzt und geht in Erfüllung. In solchen Momenten versuche ich mich wieder auf diese kindliche Naivität zurück zu besinnen, nicht so streng mit mir zu sein und mich einfach über eine Wiese voller Wünsche zu freuen.

Farne wachsen an feuchten, kühlen, halbschattigen Plätzen, meist in Wäldern und weit entfernt von Dörfern oder Städten. Durch ihre Entfernung und Abgeschiedenheit zur

Zivilisation haftete ihnen lange Zeit etwas Mystisches und Fremdes an.Was für die Menschen damals als Unheimlich galt, klingt für mich heute ziemlich verlockend - weit weg von Menschen, Lärm und den vielen Sinneseindrücken der Stadt zu sein.

2021 bin ich allein durch die Alpen gewandert. Den ganzen Tag in der Natur unterwegs zu sein und nicht durch äußere Einflüsse abgelenkt oder andere Menschen beeinflusst zu werden, hat mich näher zu mir selbst gebracht. Bis heute hat mich diese Reise nachhaltig geprägt und einiges

gelehrt. Geduld zu haben, besonders mit mir selbst, weil ich nur so schnell und so viel gehen kann, wie mein Körper es erlaubt. An mich selbst zu glauben und auf mich zu vertrauen. Dinge oder Situationen anzunehmen, die ich nicht ändern kann. Zuversicht, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt und sich alles zu gegebener Zeit aufklären wird.

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